AOL wirft das 56k Modem über Bord – nach 34 Jahren, und es fühlt sich an wie gestern

Moin, du Landratte.

Stell dir vor, du wachst auf und dein alter Kutter is weg. Der, mit dem du die ersten Wellen geritten bist. Auch wenn er mehr geknarzt als gesegelt hat. Genau so schmeckt die Nachricht: AOL, dieser Relikt-Kapitän aus der Internet-Steinzeit, hat nach 34 Jahren den Modem-Zugang endgültig in den Ruhestand geschickt. Haha, „Ruhestand“? Als ob das Ding je gearbeitet hätte, ohne uns die Nerven zu rauben. Aber ernsthaft, das is das Ende einer Ära, die uns allen n Stück Jugend klaut. Lass uns mal ’ne Runde durch die Zeit tuckern. Mit einem sarkastischen Augenzwinkern.

Weil hey, wer weint schon um n Modem, das langsamer war als n Elch auf Schlittschuhen? Ich mein, ich bin selbst so ’n alter Knochen, der sich noch dran erinnert – und stolz drauf is. Die Jugend von heute lacht ja nur, wenn ich erzähl’, wie wir stundenlang gewartet haben auf ’n Bild, das sich Pixel für Pixel aufbaut.

Zurück in die 90er.

Wo alles angefangen hat. Da regneten AOL-CDs runter wie Möwenkacke im Hafensturm – in jedem Briefkasten, jeder Zeitschrift, sogar beim Discounter um die Ecke. „10 Stunden gratis Internet!“ haben die gebrüllt. Als wär’s der Heilige Gral. Und wir? Wir ham’s gefressen. Weil’s der einzige Weg war, in diese magische digitale Welt reinzukommen. America Online war der große Türsteher. Der uns reingelassen hat. Und wir ham uns gefühlt wie Entdecker, die ne neue Kontinent erobern.

Sarkastisch betrachtet: Ja, klar, Entdecker – mit nem Boot, das bei jedem Wellchen leckt. Aber ohne diese CDs wären viele von uns heute noch offline. Und das Netz wär n exklusiver Club für die, die sich ’n teures Abo leisten konnten.

Und dann war da Boris Becker.

Unser Tennis-Gott mit ’nem Grinsen breiter als die Elbe. „Bin ich schon drin?“ hat der in der AOL-Werbung gefragt. Und zack, war’s Kult. Lange bevor Memes n Ding waren. Das war der Schlachtruf der Ungeduldigen. Stell dir vor: Du sitzt da, starrst auf den Bildschirm. Wartest, dass die Verbindung endlich steht. Und Boris spricht dir aus der Seele. Heute lach’ ich darüber. Weil’s so herrlich dämlich is. Ein Tennisprofi als Internet-Experte? Als ob der je n Kabel verlegt hätte. Aber der Satz wurde zum Proto-Meme. Dass wir noch Jahre später rausgehauen haben. Wenn der Download mal wieder ewig dauerte.

Sarkasmus-Modus an: Danke, Boris. Du hast uns beigebracht, dass Frust der beste Lehrer is. Und dass Werbung lügt, ohne rot zu werden. Ich selbst? Bin stolz drauf, dass ich’s überlebt hab. Ohne durchzudrehen. Die Jugend von heute hat ja keine Ahnung, wie’s war, wenn der Spot lief. Und du dachtest: „Ja, Boris, ich warte auch noch.

Jetzt zum Höhepunkt des Dramas

Das Modem selbst. Du steckst den Stecker rein. Startest AOL. Und dann beginnt das Konzert – piep, piep, rauschen, knistern. Als würde ’n betrunkener Matrose ’ne Trillerpfeife quälen. Das 56k-Ding hat sich angefühlt wie ’ne Ewigkeit. Und wehe, jemand hebt den Telefonhörer ab! Zack. Verbindung tot. Und du brüllst durchs Haus. Als hätte man dir den letzten Fisch geklaut. Jede Seite lud sich quälend langsam. Bilder bauten sich Pixel für Pixel auf. Und du hast dich gefühlt wie Kolumbus. Der Amerika entdeckt – nur mit mehr Flüchen. „You’ve got mail!“ – das Geräusch war Gold wert. Auch wenn’s meist Spam war.

Aber schön, dass wir damals gelernt haben, geduldig zu sein. Aber heute? Ein Klick. Und alles is da. Aber ehrlich, wo is der Thrill geblieben? Das war kein Surfen. Das war n Kampf. Und wir haben gewonnen – meistens. Ach, und ja, ich weiß, Glasfaser is schneller. Aber das sagst du nur, weil du nie um Mitternacht versucht hast, ICQ zu starten. Das war ’ne ganz andere Nummer. Mit nem Status-Sound, der die halbe Nachbarschaft weckte. Und dich aus’m Schlaf riss. Als wär’s n Feueralarm. Die Jugend von heute haben nun mal keine Ahnung von solchen Freuden. Die haben ja nur stille Notification, die nie stören. Ich bin zu alt für den Quatsch. Und stolz drauf, dass ich’s überlebt hab. Ohne Gehörschaden.

Aber tut der Abschied trotzdem weh?

Weil’s mehr is als ’n alter Schrotthaufen.

AOL war unser erster Kahn. Der uns übers digitale Meer getragen hat. Und jetzt rostet er im Hafen vor sich hin. Klar, kaum einer nutzt Dial-up noch. Glasfaser, 5G, WLAN aus der Steckdose – das is unser Alltag. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Gratulation, AOL. Du hast überlebt. Bis niemand mehr braucht, was du anbietest. Der Dienst hängt immer noch rum. Gehört jetzt zu irgendwelchen Konzernen wie Verizon oder Yahoo. Und is n Schatten seiner selbst: Ein E-Mail-Portal, das sich durchmogelt. Wie ’n alter Fischer, der nicht aufhören will. Wir surfen heute ohne Drama. Ohne Piepton. Ohne dass es nach verschüttetem Kaffee riecht.

Praktisch? Ja. Langweilig? Definitiv. Und apropos Abschweifung – erinnerst du dich an 2001? Napster brach den Streaming-Himmel entzwei. Alle haben Musik runtergeladen. Als gäbe kein Morgen. Und AOL war mittendrin. Mit seinen Chats, wo wir Tipps ausgetauscht haben. Meine Mutter hat damals echt geglaubt, der Modem-Sound macht die Leitung kaputt. Naja, manchmal wars wohl auch so. Besonders, wenn der Download abbrach. Und du von vorn anfangen musstest. Ich selbst? Hab mal 7 Stunden auf eine MP3 gewartet. Nur um am Ende festzustellen, dass das File kaputt war. Tolles Training fürs Leben. Oder?

Aber was genau ist nun aus AOL geworden? Ein Relikt. Dass uns anzeigt, wie weit wir gekommen sind. Von piependen Kisten zu nahtlosem Streaming. Toll, dass wir jetzt alles haben. Ohne zu warten. Aber vermisst du nicht diesen Kick? Wenn die Verbindung endlich steht? Die Ära hat uns Neugier beigebracht. Geduld. Und n gesunden Hass auf langsame Tech.

Heute is alles steril. Cloudig. Und wir swipen uns durchs Leben.

Zum Schluss n bissiger, nordischer Gedanke:

Was nehmen wir mit? Ne Prise Demut. Dass Technik nicht ewig is. Und n Hauch Sarkasmus. Weil Wehmut ja so kitschig klingt. AOL war chaotisch. Teuer. Oft zum Kotzen. Aber es hatte Charme. Wie ’n alter Kutter mit Löchern. Lass uns darauf anstoßen. Mit Kaffee, klar. Und denk dran: Ohne diesen Piepton wärst du heute vielleicht noch offline. Also surf weiter. Aber vergiss nie, wo der Wind herkommt. Und wenn’s mal langsam läuft? Frag einfach wie Boris: „Bin ich schon drin?“ Haha. Der letzte Piepton verhallt. Wie ’n alter Kahn, der im Sonnenuntergang versinkt.

Und wir? Wir segeln weiter auf dem Datenmeer, aber mit nem Grinsen.

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