Proxmox 9.0 mit Debian 13 an Bord ist da.

Moin, aus dem hohen Norden! Während hier draußen die Möwen kreischen, wie Admins beim ersten Blick auf die Changelog, ist in Wien was Großes passiert. Am gestrigen 5. August haben die Proxmox-Leute ihr Virtual Environment 9.0 rausgehauen – und zwar schneller, als Debian 13 „Trixie“ offiziell erscheinen soll. Denn das kommt erst zum Wochenende.

Die Österreicher sind also mal wieder schneller als der offizielle Release-Zyklus. Wie ein Kutter, der bei Ebbe schon ausfährt, während andere noch auf Flut warten.

Ich hab mir das Ding gleich im Test-Lab angeschaut, und spoiler alert: Es lohnt sich.

Was ist neu?

Endlich die Features, auf die wir gewartet haben

Unter der Haube werkelt jetzt eine ganze Armada neuer Komponenten:

Linux Kernel 6.14.8-2 – bringt Hardware-Support für moderne Systeme
QEMU 10.0.2 – die Virtualisierungs-Engine läuft runder und stabiler
LXC 6.0.4 – Container-Management wird flotter und robuster
ZFS 2.3.3 – und hier kommt das absolute Highlight

Wer schon mal versucht hat, einen RAIDZ-Pool zu erweitern, weiß, was ich meine. Bisher war das wie Zähne ziehen – mit Zange und ohne Betäubung. Jetzt geht’s endlich: Neue Festplatten zu bestehenden RAIDZ-Pools hinzufügen, bei minimaler Ausfallzeit. Das ist wie Weihnachten und Geburtstag an einem Tag.

Aber der echte Kracher? Snapshot-Unterstützung für Thick-Provisioned LVM Shared Storage.

Klingt unsexy wie ein rostiger Anker, ist aber ein Game-Changer. Endlich können VMs auf iSCSI- oder Fibre-Channel-SANs Snapshots erstellen, ohne dass du als Admin Yoga-Übungen machen musst. Das System nutzt Volume-Chains – ein Snapshot speichert nur die Unterschiede zum Parent-Volume. Clever und längst überfällig, wie ein Deich-Neubau nach dem letzten Sturm.

SDN wird erwachsen: Netzwerk-Zauberei für Profis

Beim Software-Defined Networking haben die Wiener richtig Gas gegeben. Die neue „Fabrics“-Funktion macht komplexe, geroutete Netzwerkumgebungen möglich – inklusive Spine-Leaf-Topologien, die in High-Performance-Rechenzentren Standard sind.

Für uns Home-Lab-Bastler hier oben ist das vermutlich Overkill. Aber wer schon mal in größeren Setups saubere Netzwerk-Segmentierung hinbekommen wollte, weiß das zu schätzen.

Wie ein guter Windschutz: Merkt man erst, wenn man ihn braucht.

Affinitätsregeln in HA-Clustern gibt’s obendrauf. Endlich kannst du granular steuern, welche VMs wo laufen sollen. Keine nächtlichen Anrufe mehr wegen Performance-Problemen – zumindest theoretisch.

Bildquelle: proxmox.com

Mobile UI: Endlich auch am Strand nutzbar

Was lange währt, wird endlich gut. Die mobile Benutzeroberfläche wurde komplett neu gebaut – mit dem Rust-basierten Yew-Framework. Wer schon mal versucht hat, über das Smartphone eine VM zu restarten, während er im Zug zwischen Hamburg und Kiel sitzt, weiß: Das war bisher wie Angeln mit nem Teesieb.

Jetzt geht’s tatsächlich: VMs starten, stoppen, grundlegende Konfiguration – alles über den Standard-Browser. Hier oben im Norden ist man ja auf mobile Lösungen angewiesen, wenn der nächste Server drei Dörfer weiter steht.

Wer jubelt am lautesten?

Home-Lab-Enthusiasten: wie wir können endlich ihre ZFS-Pools vernünftig erweitern. Plus: Der neue Kernel macht auch die Hardware glücklich, die mit älteren Proxmox-Versionen rumgezickt hat wie ein schlecht gelaunter Hafenarbeiter.

Server-Admins: in KMUs freuen sich über die LVM-Snapshot-Geschichte. Keine Backup-Klimmzüge mehr bei shared Storage – das ist wie der Unterschied zwischen Fahrrad fahren bei Gegenwind und Rückenwind.

Enterprise-Nutzer: haben vermutlich schon applaudiert, als die LVM-Snapshots angekündigt wurden. Wer Fibre-Channel- oder iSCSI-SANs betreibt, kann endlich vernünftig mit Snapshots arbeiten. Die Affinity-Rules sind auch nicht von schlechten Eltern.

Aber nicht alles ist rosig: Die Schattenseiten

Natürlich ist nicht alles Friede, Freude, ZFS-Kuchen – ein paar Stolpersteine gibt es auch.

GlusterFS-Support wurde komplett rausgeschmissen, weil es upstream nicht mehr maintained wird. Wer jetzt noch GlusterFS nutzt, gehört entweder zu den drei letzten Mohikanern – oder hat einfach gern Schmerzen. Migration vor dem Upgrade ist Pflicht, und das kann richtig aufwendig werden.

Aus der Community kommen gemischte Signale. Ein Reddit-User meinte sinngemäß: „Läuft wie Butter – solange man keine LXC in Docker in LXC in Docker stapelt.“ Die meisten Beta-Tester berichten von stabilen Erfahrungen, aber es gibt auch Probleme.

DKMS-Fehler nach dem Reboot, Issues mit dem grafischen Installer bei bestimmten IPMI-ASPEED-2600-Systemen. Und dann die Sache mit den langsameren VM-Boot-Zeiten bei OVMF: 1,5 Minuten statt Sekunden. Das nervt wie ein kaputter Scheibenwischer bei Dauerregen.

AppArmor 4 bringt seine eigenen Tücken mit. Nested containerization – Docker in LXC-Containern – kann problematisch werden. Wer das nutzt, sollte vorsichtig sein.

Upgrade-Pfad: Für geduldige Gemüter

Proxmox hat einen detaillierten Upgrade-Pfad dokumentiert, inklusive pve8to9-Checker-Script. Das ist löblich, aber der Prozess ist nicht trivial. Wer produktive Systeme upgraden will, sollte ein Wartungsfenster einplanen und Backups machen – mehrfach. Hier oben im Norden ist man ja auf Ausdauer getrimmt, und Proxmox 9.0 ist definitiv ein Release für Langstreckenfahrer unter den Admins.

Mein Fazit

Ich hab das Ding jetzt ein paar Stunden im Lab laufen lassen, und es fühlt sich durchdacht an. Nicht wie ein hastig zusammengeschustertes Release, sondern wie österreichische Wertarbeit – gründlich, aber auch ein bisschen eigensinnig. Die LVM-Snapshot-Funktionalität allein rechtfertigt für viele den Upgrade-Aufwand. Die Debian 13-Basis sorgt für Zukunftssicherheit, und die SDN-Verbesserungen zeigen, dass Proxmox auch bei komplexeren Anforderungen mithalten will.

Könnte sein, dass die Wiener mit Version 9.x verstärkt Richtung Edge-Computing schielen – die verbesserte Hardware-Unterstützung und die schlankere mobile UI deuten darauf hin. Denkbar wäre auch, dass wir in künftigen Releases noch mehr Features für ressourcenbeschränkte Umgebungen sehen.

💡 Wann upgraden?

Wer stabile, produktive Systeme betreibt, sollte noch ein paar Wochen warten. Die ersten Kinderkrankheiten müssen erst ausgemerzt werden – wie bei jedem neuen Release.

Für Home-Labs und Test-Umgebungen ist Proxmox 9.0 aber definitiv einen Blick wert. Allein schon wegen der ZFS-Verbesserungen und der endlich brauchbaren mobilen Oberfläche. Der Sprung von Debian 12 auf 13 war längst überfällig, und Proxmox hat ihn sauber hinbekommen. Wie gewohnt eben – mit einem Schuss österreichischer Gründlichkeit, garniert mit Features, die wir schon lange vermisst haben.

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