Parachute: Backup-App für iCloud Drive und iCloud-Fotos

Kennst du das Gefühl, wenn dir plötzlich klar wird, dass du einem Tech-Konzern blind vertraut hast? Mir ging das letzte Woche auf, als ich nach einem Dokument suchte, das ich vor einem Monat bearbeitet hatte. Saß hier mit meinem Kaffee, draußen prasselte der typische norddeutsche Nieselregen gegen die Scheibe, und ich dachte: „Ach, liegt ja in iCloud Drive.“

Pustekuchen.

Das Dokument war da, klar – aber in der falschen Version. Ich hatte die ursprüngliche Fassung überschrieben und mir dabei keine großen Gedanken gemacht. Apple sagte nur: „Tja, Pech gehabt.“ So viel zum Thema „es funktioniert einfach„. Läuft wohl nur, solange man keine Fehler macht.

Da bin ich über Parachute gestolpert, eine kleine macOS-App von Eric Mann für schlappe 6 Euro. Die soll genau das Problem lösen, das uns Apple da eingebrockt hat. Und ich dachte mir: Warum zur Hölle brauchen wir überhaupt eine Drittanbieter-App für etwas so Banales wie ein ordentliches Backup unserer Cloud-Daten? Das ist doch wie Angelruten kaufen, weil der Fischmarkt zu hat.

Ich meine, wir reden hier nicht von Quantenphysik. Ich will meine iCloud-Fotos und -Dokumente sichern. Lokal. Mit Versionierung. Ohne dass mir jemand erzählt, dass „Sync ja eigentlich auch ein Backup ist“ – was übrigens genauso Quatsch ist wie Fischbrötchen ohne Zwiebeln.

Parachute macht genau das, was auf der Packung steht

Die App lädt deine gesamten iCloud-Inhalte herunter und packt sie dahin, wo du sie haben willst. Externe Festplatte, NAS, oder sogar in eine andere Cloud – völlig schnuppe. Das Clevere dabei ist, dass sie Apples eigenes „Smart Offloading“ nutzt. Sie lädt eine Datei runter, sichert sie, und schickt sie dann wieder zurück in die iCloud, falls du Speicherplatz optimieren aktiviert hast. So bleibt deine SSD sauber wie ein frisch geschrubbertes Deck.

Hab das mal mit meiner Foto-Sammlung getestet – 80 GB Familienschnappschüsse aus den letzten Jahren, von der ersten digitalen Kompakten bis zu den iPhone-Knipsereien. Die App hat sich durch alles gewühlt wie ein Hafenarbeiter durch Frachtcontainer, inklusive der bearbeiteten Versionen und sogar geteilte Alben. Zeitgesteuerte Backups kann sie auch, was bedeutet: Einmal einrichten, dann läuft das Ding von allein. Wie ein guter Leuchtturm – steht da und macht seinen Job, ohne dass man drüber nachdenken muss.

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Warum macht Apple das nicht selbst? Time Machine ist doch richtig gut – warum nicht einfach eine Checkbox „iCloud-Inhalte mit sichern“ dazupacken? Wäre doch ein Klacks für die Jungs und Mädels aus Cupertino.

Die Antwort liegt vermutlich in Apples Denkweise. Für die ist iCloud kein Backup-Service, sondern ein Sync-Service. Der Unterschied? Sync ist wie Ebbe und Flut – was hier verschwindet, ist auch da weg. Backup ist wie ein sicherer Hafen – da bleibt dein Zeug, auch wenn draußen Sturm ist.

Time Machine kann theoretisch iCloud Drive-Dateien sichern – aber nur die, die gerade zufällig lokal auf deinem Mac rumgammeln. Bei aktivierter Speicheroptimierung ist das wie bei der Lotterie: Mal haste Glück, mal nicht. Und Apples eigener „Papierkorb“ für gelöschte iCloud-Dateien? 30 Tage, dann ist Feierabend. Das ist etwa so zuverlässig wie das Wetter an der Nordsee – kann gut gehen, muss aber nicht.

Früher hab ich mir mit Kommandozeilen-Tools wie icloudpd beholfen oder alle paar Monate manuell einen Export über Apples Datendownload gemacht. Das funktioniert, ist aber etwa so elegant wie mit Gummistiefeln ins Opernhaus zu gehen.

Parachute ist da schon geschmeidiger. Die Wiederherstellung ist bewusst simpel: Du ziehst die Dateien einfach per Finder dahin zurück, wo du sie brauchst. Keine proprietären Formate, kein Restore-Prozess aus der digitalen Steinzeit. Ehrlich und gradlinig – mag ich.

Trotzdem frag’ ich mich: Ist das wirklich nötig?

Für Otto Normalverbraucher vermutlich nicht. Wer hauptsächlich mit lokalen Dateien arbeitet und Time Machine nutzt, braucht Parachute wie ein Loch im Deich. Aber wer – wie ich – viel mit iCloud Drive arbeitet und schon mal den kleinen Herzinfarkt hatte, wenn wichtige Dokumente plötzlich weg waren, der wird die App schätzen.

Was mich als Tech-Nerd hier oben aber richtig auf die Palme bringt: Diese Lücke hätte Apple längst dicht machen können. Eine simple Option in Time Machine – „iCloud-Inhalte mit sichern“ – wäre technisch ein Kinderspiel. Dass wir auf Drittanbieter angewiesen sind für etwas so Grundlegendes wie ein ordentliches Backup unserer Cloud-Daten, ist ungefähr so absurd wie ein Deich ohne Tor.

Möglich ist auch, dass Apple bewusst darauf verzichtet. Ein integriertes iCloud-Backup würde die klare Trennung zwischen Sync und Backup verwischen – und viele Nutzer womöglich mehr verwirren als helfen. Apple setzt traditionell auf Einfachheit, manchmal aber zulasten der Funktionalität. Typisch westlich – lieber einfach als vollständig.

Mein Fazit?

Parachute löst ein echtes Problem für Leute wie mich – und macht das verdammt ordentlich. Die 6 Euro sind gut angelegt, schon allein für die Ruhe im Kopf. Ohne Abo-Gedöns, ohne Marketing-Geschwurbel, ohne Schnickschnack. In einer Zeit, wo jede zweite App monatlich zur Kasse bittet, ist das so wohltuend wie eine steife Brise nach einem heißen Sommertag.

Trotzdem bleibt der fade Beigeschmack: Eigentlich sollten wir solche Tools gar nicht brauchen. Aber so ist das halt – manchmal muss man selbst Hand anlegen, wenn die Großen pennen.

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